Hohe Kunst und eine Leiche


Dürfen wir alles, was wir können? Kinderwunsch und Genetik:

"Bäuche. Überall Bäuche." Der Auftakt des Romans ist Programm: Es geht auf den knapp 240 Seiten um Kommissar Imbodens Hochzeit, um einen TV-Pfarrer, der ermordet wird - und um Kinderwünsche, Schwangerschaften und Geburten. Da ist zunächst die Verlobte des Kriminalkommissars, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, dann tritt ein osteuropäischer Babyhändlerring auf den Plan, und schliesslich rückt ein zwielichtiges Forschungsprojekt in den Mittelpunkt, bei welchem auf beunruhigende Weise mit Zellen und Genen experimentiert wird. Die einzelnen Handlungsstränge verwebt das Autorenehepaar Kuhn-Schellpeper zu einer spannenden und aktuellen Geschichte, die zu einem überraschenden Ende findet.

 

Achim Kuhn & Regina Schellpeper, Jordan Verlag, 2010, ISBN: 978-3-906561-51-6


Rezensionen

Nicole Trossmann, Tages-Anzeiger, 29.09.2010

 

"(…) Achim und Regina Schellpeper-Kuhn sitzen am Tisch im Wohnzimmer. Hier haben sie gemeinsam einen Krimi geschrieben: «Hohe Kunst und eine Leiche». «Zu schriftstellerischen Rivalitäten ist es nicht gekommen», betont sie: «Im Gegenteil, ein Buch ist ein gutes gemeinsames Projekt.» Zudem sind die jeweiligen Beiträge klar getrennt: Er schrieb den Lauftext, sie verfasste die Tagebucheinträge von Kommissar Imbodens Frau. Die Idee zum Buch hatte Achim Schellpeper-Kuhn. Auf langen Spaziergängen und bei einem Glas Rotwein auf dem Balkon haben sie die Geschichte dann gemeinsam ersonnen – alles in allem dauerte der Entstehungsprozess vier Jahre. (…)

 

Das Titelbild ziert scheinbar eine Blutlache; bei genauerem Hinsehen entpuppt sie sich als rote Farbe aus einer Tube, in deren Pfütze goldene Schokoladentaler liegen. Ermordet wird – wie könnte es anders sein – ein Pfarrer. Die Geschichte spielt in Zürich, auch Oberrieden und Rüschlikon kommen vor. Weitere Themen sind übergreifend: Es geht um ungewollte Kinderlosigkeit und Genmanipulation, wie der Mensch in den Lauf der Natur eingreift. (...)"

 


Benjamin Fisch, spektrum, 16/2011

 

"Pfarrer Achim Kuhn aus Adliswil schreibt Krimis mit den gleichen Fragestellungen wie im Christentum: Schuld, Vergebung, Reue und Neuanfang. Der Autor will damit Menschen erreichen, die der Kirche fernstehen.

 

Mit «Hohe Kunst und eine Leiche» folgte 2010 Kommissar Imbodens zweiter Fall. Diesmal entstand das Buch in Zusammenarbeit mit Ehefrau Regina Schellpeper Kuhn. Sie verfasste die Tagebucheinträge einer Frau, welche für das Buch von zentraler Bedeutung sind. Auch gab sie ihrem Mann Anregungen und Tipps, wie sich die Geschichte weiterentwickeln könnte. Achim Kuhn kümmerte sich um den fortlaufenden Text und «bestellte» bei seiner Frau teils die Tagebucheinträge: was im Text enthalten sein sollte oder was zum Ausdruck kommen musste. (…)

 

 Mit seinen Büchern will Achim Kuhn gerade auch Leute erreichen, die nicht in die Kirche gehen. Er hat das Gespür, heikle Themen wie Überalterung oder Gentechnologie in spannende Geschichten zu verpacken. Gerade Kriminalgeschichten hätten mehr mit dem Glauben zu tun, als man auf den ersten Blick vermuten würde. «In Krimis findet man eine verkappte Religiosität wieder», so der Autor. Wie in der Bibel häufig anzutreffen, füge ein Mensch dem anderen Leid zu. Es komme zur Auflösung, der Übeltäter werde bestraft und möglicherweise bestehe die Chance auf einen Neuanfang. Zudem stelle sich in Krimis wie in biblischen Geschichten die Frage nach dem Motiv. Diese Parallele ist manchem Leser kaum bewusst. «Man kann sagen, dass die Reformatoren fast zu erfolgreich waren», meint Kuhn. Luther habe erreicht, dass der persönliche Glaube an Gott in den Alltag integriert wurde. Doch in der Schweiz sei Glaube von einer persönlichen zu einer Privatsache geworden, über die man nicht spricht. Er sieht das anders: «Glaube und Religion gehören ins öffentliche Gespräch.» (...)"


Sibylle Saxer, Zürichsee-Zeitung, 28.09.2010

 

"Krimis und Theologie haben viel gemeinsam, ist Achim Kuhn, der seit1999 reformierter Pfarrer in Adliswil ist, überzeugt: «Bereits in den ersten Kapiteln der Bibel geschieht ein Mord – jener von Kain an Abel. In der Bibel und in Krimis geht es um Schuld, Vergebung, Reue, Neuanfang.» Weil in vielen Krimis ethische Fragestellungen thematisiert würden, die jenen des Christentums entsprechen, liege es nahe, dass Pfarrer gern Krimis lesen. (..)

 

Weil er auf seinen ersten Krimi, «Seniorentrost» (2005), eigentlich nur positive Rückmeldungen erhalten habe, habe er sich entschieden, einen zweiten Fall um den Zürcher Kommissar Markus Imboden und sein Dreierteam zu schreiben – diesmal gemeinsam mit seiner Frau, Regina Schellpeper Kuhn. Sie hat die Rolle einer Frauenfigur übernommen, die vor allem in Tagebuchaufzeichnungen zu Wort kommt.

 

 Stand in Kuhns Krimi-Erstling die Sterbehilfe im Zentrum, ist es in «Hohe Kunst und eine Leiche» die Gentechnologie in ihrer extremsten Variante, nämlich der Genmanipulation mit dem Ziel perfektes Designer-Baby. Während sich dem frisch verheirateten Kommissar Markus Imboden selber die Kinder-Frage stellt, recherchiert er zum Mord an seinem Trau-Pfarrer. Dieser scheint in irgendeiner Weise mit dem Tod von Kevin Kürschner zusammenzuhängen. Der Junge ist zwar ein malerisches Genie, leidet aber an einer seltsamen genetischen Krankheit, die ihn vorzeitig altern lässt – der 13-Jährige hat den Körper eines 80-Jährigen. Auch der zweite Kriminalroman Kuhns spielt in Zürich und Umgebung, namentlich Oberrieden und Zollikon kommen vor und sind als solche auch erkennbar. Der Inhalt verknüpft geschickt die kriminaltechnische Untersuchung mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Und immer wieder sind auch kleinere ortshistorische Exkurse eingeflochten, die beispielsweise erklären, was die Gemüsebrücke so speziell macht – man betritt sie im Wissen um das Geschehen künftig sicher vorsichtiger – und welche Rolle der Ort, an dem die Wasserkirche steht, in der Legende von Felix und Regula spielt. Neu ist zwar nicht, was die beiden Autoren erzählen, doch erschliessen sich interessante Zusammenhänge. (…)"